Liebe Bogensportfreunde,
unser Können und unsere Fähigkeiten in unserem Sport, die wir entwickeln, basiert sicherlich in einem gewissen Maße auch auf dem Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer mit anderen Sportlern, Trainern und anderen Menschen, die uns Nahe stehen.
Wir lernen neue Dinge kennen, teilen uns mit, holen uns Meinungen ein und probieren vieles aus, womit andere schon gute (oder auch schlechte) Erfahrungen gemacht haben.
Dazu ein Zitat aus der fernöstlichen Welt:
Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.
Vom Erfahrungsschatz anderer zu lernen und zu profitieren, dafür dient ProMotionCompound, wie ihr schon an den zahlreichen Berichten und Videobeiträgen festgestellt habt. Wir hoffen, dass sie euch bereichern konnten.
Wir möchten daher einige der Dialoge zum Erfahrungsaustausch von Zeit zu Zeit veröffentlichen um euch auch daran teilhaben zu lassen.
Ihr selbst könnt jederzeit eure Anfragen an unsere Kontaktadresse senden und wir werden versuchen auf eure Anliegen einzugehen.
Im Folgenden haben wir einen sehr aktuellen Fall, bei dem der Sportler Sascha S. von seiner großartigen Leistung bei den LM Halle berichtet. Im Vorwege wurde Sascha S. von Robert H. nach der LM gefragt wie er es geschafft hat diese tolle Leistung zu erbringen.
Beide Mails werden mit Zustimmung der Urheber im Originalzustand veröffentlicht.
„Hallo Robert,
nach deiner Frage am Samstag, wie ich das Ergebnis geschafft habe und ich einfach nur „mit guter Laune“ geantwortet habe, habe ich mich noch einmal hingesetzt und genauer über deine Frage nachgedacht. Direkt nach dem Wettkampf war ich wohl noch nicht wieder so ganz geordnet 🙂
Ich finde, ich bin dir auf jeden Fall noch eine etwas ernstere Antwort schuldig, auch wenn das vielleicht schon längst „abgehakt“ ist.
Am Samstag waren bei mir wohl folgende Dinge wichtig (abgesehen davon, dass mein Material ganz zuverlässig das gemacht hat, wofür es gebaut wurde):
-> Positives Denken („Ich kann gut schießen.“, „Ich vertraue meinem Material.“, „Ich habe mich gut vorbereitet.“). Das hat dann auch für diese „gute Laune“ gesorgt, auch wenn man mir die beim Schießen äußerlich nicht oft ansieht 🙂
-> Über den ganzen Wettkampf hinweg habe ich den Fokus schwerpunktmäßig nur auf mein Material, meinen Ablauf (Schusszyklus) und meine Auflage gelegt. Alles andere (Nachbarscheiben, Hintergrundgeräusche usw.) konnte ich ganz gut ausblenden bzw. ich hab es nicht zugelassen, dass mich das ablenkt.
-> Bestimmt erinnerst du dich noch an die Übung, die du mir mal erklärt hast: Konsequenter Schussablauf, auch wenn das Visier nicht perfekt im X steht. Seit den Berlin Open mache ich das bewusst (!) in den Probepassen, um in eine Art „Flow“ zu kommen.
-> Über schlechte Schüsse habe ich mich nicht aufgeregt und über gute Schüsse nicht übertrieben gefreut. Jeder Pfeil war „der 1. Pfeil“… Und das 60mal hintereinander.
Ich hoffe, es war jetzt keine Zeitverschwendung, das hier zu lesen. Ich freue mich wirklich immer über jeden Informations- und Erfahrungsaustausch, der mir angeboten wird und der auch ernst gemeint ist.
Ich wünsche dir eine schöne Woche! Bis bald und liebe Grüße!
Sascha“
Antwort von Robert H. darauf:
„Hallo Sascha,
erst einmal vielen Dank für die sehr informative Beschreibung Deiner Turniererinnerungen. Ich finde es gut, dass Du auf die mentalen Parameter Deines Auftretens im Turnier so achtest. Wenn diese mentale Arbeit nicht zu sehr in den Vordergrund tritt und Dir zu viel Energie mit der Lenkung Deiner Gedanken verloren geht, ist das sehr hilfreich. Auch kann ich Deine Glaubenssätze „Ich habe mich gut vorbereitet“ oder meine Fassung „Ich habe es verdient, gut zu schießen“ nur unterstützen. Eine Tätigkeit, welche in höchster Qualität ausgeführt werden soll, basiert fast ausschließlich auf umfangreichem und richtigem Training. Alle „Wunderkinder“, egal ob Boris Becker, ein Schachweltmeister oder eine Geigerin haben in den 10 Jahren vor ihrem Durchbruch 10.000 Stunden geübt. Das sind 20 Stunden pro Woche oder 1.400 Pfeile. Sportwissenschaftler haben festgestellt, das Talent nicht erforderlich ist. Für mich ist daher das einzige Talent, welches ein Leistungssportler haben sollte, Spaß am Training und an seinem Sport.
Weiterhin schreibst Du, dass mein Rat, den Schuss konsequent durchzuführen, auch wenn man nicht genau in der Mitte steht, Dir gut tut. Das freut mich sehr. Mach weiter so, auch wenn es jetzt und in der Zukunft immer schwerer wird. Warum? Je erfolgreicher Du schießt, desto eher glaubst Du, dass andere Schützen von Dir eine Wiederholung Deiner Erfolge erwarten. Dadurch erhöht sich der Druck auf Dich und auf Deine Bereitschaft, von einer konsequenten und mutigen Durchführung Deines Schusses abzuweichen.
Hieran scheitern die meisten hoffnungsvollen Talente.
Übe Dich in Geduld und Demut, dann wirst Du zwar nicht immer gut und erfolgreich schießen, aber Du fährst stets mit erhobenem Kopf von den Turnieren nach Hause.
Weiter so!
Dein Robert“