Mühe gibt sich das Gastgeber Land ja. Da aber leider die meisten kaum oder kein Englisch können, lächeln sie immer nett und freundlich, schaffen es auch oft eine kurze einstudierte Antwort zu geben. Am gestrigen Tag (Freitag) durften wir jeweils zweimal 1,5 Stunden lang auf dem Trainingplatz trainieren. Einmal Vormittag und einmal Nachmittag. Da der Smog die Sonne nicht klar scheinen lässt, konnte sie auch nicht stören. Temperatur war angenehm, nur ein bisschen weniger Luftfeuchtigkeit wäre deutlich besser gewesen! Ich selber war mit meinem Training zufrieden, hatte ein gutes Gefühl und auch dementsprechend nicht schlecht geschossen. Da am Freitag noch nicht viele Nationen da waren, war es angenehm zu schießen und fast jeder hatte eine Scheibe für sich allein.
Offener Feldpostbrief aus der Heimat
Liebe Janine,
wir sind beglückt und erfreut über deine farbenfrohen und heiteren Reiseberichte.
Zeigen sie uns doch, dass du dein Herz am rechten Fleck hast. Mögen die vielen frohen Gedanken, die du so im deutschsprachigen Raum stets aufs Neue erweckst, dich in deinen nächtlichen Träumen besuchen.
So – Ende mit dem lyrischen Gesabbel.
Na, altes mongolisches Schlitzauge. Wir könnten hier an der smogfreien türkischen Riviera in der Sonne sitzen, wenn wir nicht gerade im Schatten sitzen würden (kleiner Hinweis eines Robins hier im Club). Die vielen fremdländischen Eindrücke, die du kostenfrei aus den mühsam zusammengetragenen Mitgliedsbeiträgen der über 1,4 Millionen hoffnungsvollen Papierzerstörern erhältst, sollst du ein Leben lang nicht vergessen. Sie sollen dein Erinnerungssparbuch positiv füllen, so dass du deinen Enkeln mehr erzählen kannst, als deine witzigen Geschichten vom „kleinen dicken Mädchen“.
Zum Schießen: da deutsche Krieger stets in allen Schlachten erfolgreich waren, wenn sie einig waren, kannst du sehr selbstbewusst unter dem Symbol des Adlers in die Schlacht ziehen. Auch die Götter der mongolischen Tiefebene verlassen für dich ihre miefigen Jurten und eilen dir entgegen um dich auf den Zenit des Erfolges zu führen.
Und wenn es nicht klappen sollte, haben dich trotzdem alle lieb!
Alles Gute und alle ins Gold!!
Dein Robert (ohne Cicek, denn Cicek möchte sich der Unterschrift zu diesem Brief in einigen wesentlichen Punkten entziehen… 😉 )
Mehr Schein als Sein
Am Abend noch über die Lichterpracht der Stadt gestaunt und am Morgen der Schock. Hinter dem Vorhang des Hotelzimmers erwartete uns keine prächtige Stadt. Man sah Hochhäuser und Baustellen so weit das Auge reichte, dies war Dank der Mischung aus Luftfeuchtigkeit und Smog auch nicht so weit. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem nicht nur Asiaten gut gesättigt wurden, sondern auch wir Europäer, machten wir uns auf in die Stadt. Da es nur eine halbe Stunde bis zum Zentrum dauern sollte, gingen wir zu Fuß. Nach eineinhalb Stunden erreichten wir das Zentrum, welches auch von Baustellen, Hochhäusern und Baracken gezeichnet war. Insgesamt kein schöner Anblick, da man die Armut schon spürte. Zwischen den Hochhäusern fanden sich viele Gassen, in denen kleine Hütten standen, der Müll sich häufte und Straßen nur aus Erde bestanden. Die Stadt ist einfach zu schnell gewachsen, es wurden viel hohe Wohnhäuser gebaut, die zum größten Teil noch leer stehen.
Am interessantesten ist eindeutig der Verkehr. So lauten die Verkehrsregeln: Wer zuerst bremst, hat verloren. Auf eine rote Ampel hören nur die Schwachen bzw. Ausländer. Mit einem Roller/Moped darf man überall fahren, auch in die Gegenrichtung und erzwingt sich generell die Vorfahrt. Wenn man auf eine Kreuzung draufzufährt, wird gehupt um sich anzukündigen, damit man auch ja nicht bremsen muss. Da das Hupen alle zehn Sekunden auf der Straße ertönt, gehen wir davon aus, dass das folgende Schild gegen Trompetenmusik und nicht gegen Hupen gerichtet ist.
In der Taxifahrt zurück zum Hotel konnten wir diese Regeln haut nah erleben und dankten unserem Taxifahrer, dass er auf uns Rücksicht genommen hat. Er hupte lieber dreimal zu viel, als zu wenig. Mit umgerechnet 3 Euro Taxikosten kommt man hier deutlich weiter als in Deutschland.
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und so konnte das Hotel mit seinem Fitnesscenter und Schwimmbad ausgenutzt werden. Nach dem reichlichen Abendessen, welches seit gestern Abend immernoch das Gleiche ist, liegen wir nun gut gesättigt im Hotelzimmer. Morgen geht’s ab auf das Schießgelände zum freien Training.
你好, Nǐ hǎo, welcome und Hallo
Was für eine Reise…
Um 18:00Uhr trafen sich alle Junioren und Cadetten, die an der Junioren WM teilnehmen dürfen am Frankfurter Flughafen. Trotz der unterschiedlichsten Verkehrsmitteln haben sie es pünktlich hingeschafft. Doch unsere Fluggesellschaft machte uns einen Strich durch die Rechnung, obwohl wir sehr gut im Zeitplan waren. Da mittlerweile die meisten Flugzeuge übergebucht werden, mussten 3 von 9 Schützen um ihre Sitzplätze trotz Reservierung im Flugzeug bangen. Im Hinterkopf hatten wir drei natürlich die Hoffnung auf 3 business oder first class Sitzplätze, doch leider bekamen wir dann doch „nur“ die Economy Sitzplätze. Nach einem sportlichen Gang zum Terminal erreichten die Letzten dann auch das Flugzeug kurz vor Schließung des Gates. Die Zeit verging, da der erste Teil der Reise ein Nachtflug war wirklich wie im Flug.
Nach 10 Stunden Flug kamen wir in Beijing/Peking an. Der Blick nach draußen zeigte keinen Nebel, sondern Smok. Nach einem langen Stopp in der Hauptstadt Chinas setzten wir unsere Reise zum Endziel Wuxi fort. Angekommen traten wir das erste Mal nach einer sehr langen Reise raus und unter freien Himmel. Dass wir hier kein deutsches Klima haben, wurde uns beim ersten Schritt bewusst. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte allen am Ende dieser langen Reise etwas zu schaffen und endlich erreichten wir unseren Palast.
Obwohl uns der Bus nur am Rande von Wuxi zum Hotel gebracht hat, konnten wir das Leben in dieser Stadt schon erahnen. Jedes Haus hatte wurde mindestens am Dach durch eine Lichterkette beleuchtet. Ob aus Angst, dass ein Flugzeug mal zu tief fliegen würde oder aus Liebe zu Weihnachten ist nicht bekannt. 😉 Die meisten Fenster leuchteten und blinkten prachtvoll. Hier stehen am Rande der Straße nicht nur Leitplanken, sondern zusätzlich Lichterketten, die jede für sich ein Muster leuchtet. Ob Regenbogen oder ein sich bewegender Leuchtstreifen, für jeden ist etwas dabei. Das Hotel wird seinen 5 Sternen eindeutig gerecht und wird uns in unseren zwei Wochen Aufenthalt gut verpflegen und verwöhnen. Nun ist es hier auch schon nach 22:30, also Bettruhe angesagt. Die Freude auf zwei spannende Wochen in einem aufregendem Land steigt immer mehr!
Der Tag davor
Puhh… Genau in 24 Stunden werde ich in einem Flugzeug nach Peking sitzen und Deutschland hinter mir lassen. Es erwarten mich zwei Wochen in einem völlig anderen Land mit völlig anderen Kulturen. Die Koffer sind fast fertig gepackt und nun kommt auch schon die Anspannung bzw. Vorfreude.
In nur 24 Stunden werde ich den Höhepunkt meines Jahres haben, vielleicht ist es auch der Höhepunkt für die nächsten Jahre. Als einzige „Rakete“ darf ich nach China und bestreite einen Wettkampf für euch.
Meine Ziele? Mein erstes Ziel wurde schon damit erfüllt, dass ich nach China zur Junioren WM fahren darf. Natürlich gebe ich mich mit dem dort sein nicht zufrieden. Ich habe mich so gut ich konnte vorbereitet, viele Übungen und Techniken ausprobiert, dabei meinen eigenen Weg gefunden, welchen ich nun in China weitergehen werde. Ich kann meinem Bogen und Können vertrauen, alles ist so gut wie möglich abgestimmt. Mein Training hat sowohl mich als auch mein Vertrauen in mich gestärkt. Ich bin bereit die „Kampfsau“ rauszulassen. Der Trainingsplatz hat mich mehr, als jeder andere in den letzten Wochen gesehen und hat mir nur noch mehr Spaß an meinem Hobby gegeben.
Ich hoffe ich kann euch nur halb so gut, wie unsere Lyriker des Teams in dieser Woche mitfiebern und teilhaben lassen. Für Internet ist gesorgt und die Kamera ist eingepackt. Mit größter Freude und Liebsten Grüßen möchte ich mich bei den wichtigsten schon mal bedanken 😉