Liebe Leser,
heute möchten wir euch ein paar Interviews, die wir mit den Sportler geführt haben, wiedergeben. Weitere Gespräche mit den Sportler und Berichte darüber folgen demnächst.
Melanie Mikala
Melanie, was hat heute gut geklappt?
Meine mentale Einstellung. In meinem Koffer habe ich ein Din A 4 Zettel mit Schlüsselsätze welche ich meinen Schülern ebenfalls vermittele. Diese Sätze lese ich mir vor wichtigen Turnieren durch.
Was steht denn darauf? Oder ist das dein Geheimnis?
Nein, sonst würde ich es ja meinen Schülern nicht verraten. Auf diesem Zettel steht:
- Heute ist mein Tag
- Heute werde ich mein Saisonziel erreichen.
- Jeden Pfeil werde ich sauber schießen
- Einen schlecht geschossenen Pfeil kann ich nicht zurückholen
Das lese ich mir vor dem Wettkampf zweimal durch und sage sie mir innerlich immer wieder vor.
Seit wann arbeitest du mit diesen Schlüsselsätzen?
Seit Mitte Juni.
Dein zweiter Durchgang war sechs Ringe schlechter als der erste Durchgang. Woran lag das?
Die Pause war zu kurz um meine Schlüsselsätze zu wiederholen. Dadurch verlor ich etwas meine mentale Einstellung. Das führte zu vier schlechten Schüssen.
Was kannst du als dem heutigen Wettkampf für Morgen mitnehmen?
Ich versuche mich so mental einzustellen wie heute im ersten Durchgang und die Konzentration beizubehalten.
Bist du etwas aufgeregt wegen des morgigen Finals?
Aufgeregt nicht, aber ich habe Angst davor zu versagen.
Was kann dir gegen deine Angst helfen?
Sicherheit. Gegeben durch die Trainer, das Umfeld und mein eigenes Selbstvertrauen.
Sabine Sauter
Hallo Sabine, wie war dein heutiger Wettkampf?
Schön, relaxt und gut.
Du hattest heute in der ersten Runde von allen deutschen Schützen das beste Ergebnis mit 346 Ringen. Wie hast du das gemacht?
Ich habe mich an unsere Übung „Speed 90“ erinnert, welche wir im Trainingslager Kienbaum gemacht haben. (Anm. der Radaktion: Aufgabe: Wieviel Ringe kannst du in 90 Sekunden schießen?) Dort habe ich gelernt, dass ich zügig und entschlossen schießen kann und trotzdem kraftvoll treffe. Ich habe gemerkt, dass, egal was ich mache, mir nichts Schlimmes passieren kann.
Du schießt ja morgen zwei Finals, das Mixed zusammen mit Marcus und dein Einzelfinale. Wie fühlst du dich heute Abend?
Gut und relaxt. Ich hatte einen sehr schönen Tag und das Teamschießen macht mir sehr viel Spaß.
Lars Klingner
Wie war dein Tag heute?
Ich bin eigentlich mit einem guten Gefühl gestartet.
Beim Einschießen fühlte ick mich noch ganz gut und hab‘ dann aber leider im Wettkampf kein Schießgefühl gefunden und auch die Flöhe nicht. (Anm. der Redaktion: kleiner Insider aus den VideoClips, die noch folgen werden) und daraus ergab sich, dass ich nur wenige schöne Schüsse hatte. Bei denen es auch knapp um die 10 herum ging, also immer knapp an der 10 vorbei.
Du hast erst kürzlich auf der 2. Rangliste einen neuen Deutscher Rekord mit 704 Ringen aufgestellt. Hattest du dadurch heute eine besonders hohe Anspannung?
Anspannung vielleicht nicht unbedingt. Aber die Erwartungshaltung an mich selbst war zu hoch.
Gab es heute auch schöne Passen?
Komplette Passen nicht, aber einzelne schöne Schüsse.
Wenn du den Tag nochmal durchleben könntest, was würdest du anders machen?
Ick würde den Fokus nich auf ein hohes Ergebnis setzen, sondern einen schönen Schuss
Was bedeutet für dich ein schöner Schuss? Ist das eher eine gute Technik oder eher etwas Mentales?
Beides. Das Handwerkliche, also die Technik muss gegeben sein. Die Körperhaltung muss aufrecht sein. Erhobenen Hauptes muss man schießen, also mutig… und auch positives Denken hilft.
Wie willst du mit der Erkenntnis von heute in den morgigen Wettkampf starten?
Ick werde morgen meinen Schussablauf insofern verändern, dass ick auf das Timing des Schusses achte, indem ick einfach einen zügigen Schuss mache.
Welche Charaktereigenschaften braucht man für einen zügigen Schuss?
Hab’nen Arsch in der Hose. Zöger nich und zweifeln nich an dir.
Patricia Sauter
Was hattest du dir für den heutigen Tag vorgenommen?
Ich wollte mit meiner Nervosität klar kommen und den „circle of life“ anwenden, den ich im Trainingslager in Kienbaum kennen gelernt habe und durch den ich mehr Ruhe und Struktur in mein Schießen gebracht habe. Der „circle of life“ ist ein Kreislauf, den ich in mein Schießen eingebaut habe. Die wichtigsten Merkmale sind, dass ich meine Konzentration auf das Handeln lenke, indem ich meine Augen auf das richte, was ich gerade ausführe.
Das beginnt mit dem Einnocken, der nächste Schritt ist das Fokussieren des Auges auf das Ziel, so dass es ruhig steht, bevor der Bogen angehoben wird.
Im Schussablauf lege ich dann den Fokus darauf, dass ich das Visier durch die Erhöhung der Rückenspannung „ruhig ziehe“ und dabei mein Auge im Gold bleibt. Mein Augenkontakt mit dem Gold bleibt solange bestehen, bis der Schussablauf zu Ende gebracht wurde und ich einen neuen Pfeil aus dem Köcher ziehe.
Dann geht das Ganze von vorne los. Das heisst das Auge wandert wieder zu der Handlung die ich durchführe.
Wie hast du deine Nervosität heute in den Griff bekommen?
Ich habe mir vorgestellt, dass meine Beine mit den Boden verbunden sind. Ich hatte das Gefühl, dass durch diese Verbindung mit dem Boden und den festen Stand dadurch, meine Nervosität in den Boden abgewandert ist.
Durch den festen Stand hatte ich ein Gefühl von Sicherheit. Sicherheit, dass mir nichts passieren kann.