Unser Trainingslager in Kienbaum

World Cup in Breslau – unser erster gemeinsamer Kadereinsatz im Jahr 2013. Natürlich wollen wir uns auf ein solch großes Turnier optimal vorbereiten.

Kristina war ja schon durch ihre Auftritte in Shanghai, Antalya und Kolumbien top fit, der Rest jedoch dümpelte überwiegend auf stand-by Funktion. Was tut der kluge Deutsche in einem solchen Fall? Er macht einen Lehrgang. Aber, trotz intensiver Bemühung unseres Verbandes war eine Finanzierung eines Lehrgangs nicht darstellbar. Also Geldbeutel auf, die letzten Ersparnisse zusammengekratzt, auf eigene Kosten ins Eldorado des Leistungssports in Kienbaum – Bundesleistungszentrum unendlich vieler Sportverbände. Also angereist, ausgepackt und zum ersten Abendessen. Hier für die Compound-Männer der erste Kulturschock (wieso fahren wir Männer mit unseren Frauen gerade dahin wo die Konkurrenz am aller größten ist). Also nochmal, wir betreten erwartungsvoll den sehr großen Speisesaal dieser Muskelschmiede. Wir, das sind Robert 1,80 m und 74 kg, Lars und Raupi mit ihren kleinen Wohlstandspocken gut ausgestattet und Marcus, von dem man sagen kann, dass er wohl noch die sportlichste Figur von allen hat. Wir also schlurfen in diesen Saal vor uns unsere Frauen. Die Tür geht auf, unsere Frauen voraus und treffen auf eine augenschmeichlerische Gruppe von muskelbepackten, baumlangen Kanuten, Volleyballern oder allem anderen, was tatsächlich mit Sport zu tun hat. Die Wirkung war faszinierend. Um Fassung ringend, mit letzter Kraft bemüht ihre baumlangen Körper mit den Augen zu erfassen, dabei aber zu verwirrt ihr Tablett mit den nötigen Besteck auszustatten, reihten sie sich in die Reihe der auf Essen Wartenden ein. Nun waren auch sie wirklich angekommen, hier im Eldorado des Leistungssports.

Spaß bei Seite:

Wer die Anlage in Kienbaum jemals betreten hat, wird sofort von der Aura der ehemaligen DDR-Kaderschmiede und heutigen Trainingsmittelpunkt unzähliger Goldmedaillen Gewinner eingenommen.

Wer auf diesem heiligen Boden in sich nicht den Anspruch trägt zu den Besten in dem Sport zu gehören, gehört hier nicht hin! Von diesem Flair umschmeichelt, ging es Freitag am Morgen auch gleich in unser umfangreiches Trainingsprogramm. Auf dem uns Sportlern zugesagten Trainingsplan stand unter anderem (für alle anderen erschreckend bis sogar schockierend) Frühsport um 7:45 Uhr. Erst auf Erklärung des Trainerstabs dass es sich hier nur um eine leichte Bewegung Richtung Frühstücksort handelte (30 min schnelles Gehen) kehrte Ruhe und Zuversicht in die Mannschaft ein. Um 9 Uhr trafen wir uns nach dem Frühstück (das Essen ist hier wirklich prima!) zum taktischen Zehnkampf auf dem Trainingsgelände. Dieser Taktische Zehnkampf sollte uns auf alle unerwarteten Eventualitäten welche in einem wichtigen Wettkampf auftauchen können vorbereiten. Wenn ihr den Trainingsplan sehen wollt ist er in Anlage beigefügt.

Um die Tiefe unserer neuen Erfahrung zu stabilisieren hatte Co-Trainerin Cicek in mühe- und liebevoller Kleinarbeit ein für jeden Schützen individuelles Mentalheftchen vorbereitet. So konnten wir nach jeder Übung unsere Eindrücke, Empfindungen und Erfahrungen schriftlich niederlegen.

Das besonders schöne daran ist, dass das jeder von uns ohne Murren oder mehrfache Aufforderung gemacht hat.

Besonders spannend war unser imaginäres WorldCup-Turnier Antalya/Kienbaum. Wir hatten die kompletten Ergebnisse des WC Antalya 2013 ausgedruckt und mitgenommen. Anschliessend haben wir nach der Vorrunde unsere Namen in die entsprechende Platzierung gesetzt und danach das komplette Finale sowohl Mannschaft als auch Einzel nachgeschossen.

Ein weiterer Höhepunkt war die Ankunft unseres zukünftiges Chef-Kameramanns Vossi. Wir haben nämlich unter der Leitung von Cicek und Micheal Bolm (aus Berlin) einen eigenen Internet-Auftritt eingerichtet. Unter der Adresse promotioncompound.de wollen wir zukünftig allen Compound-begeisterten die Möglichkeit geben uns über die Schulter zu schauen. Bis Sonntag Mittag haben wir bereits über 30 Clips erstellt. Am Samstag Abend haben wir uns die ersten 50 min Filmmaterial angeschaut und – und wir sind alle mächtig stolz auf uns. Das hat die Welt noch nicht gesehen!

Für weitere 50 Clips haben wir schon Inhalte und Themen, die wir alle noch abarbeiten werden. Wir werden euch sofort informieren, sobald ihr die Clips einsehen könnt.

Die Erstellung der Clips steht ganz unter dem Motto „wir für euch, ihr für uns“. Was das bedeuten soll, werden wir euch demnächst berichten.

So viel zum Fachlichen und nun zu den heiteren Dingen des Lebens. Um unsere koordinativen Fähigkeiten zu optimieren hatten wir die Schnapsidee uns 4 Ruderboote nebst dem zugehörigen See zu pachten.

Dieser See, seit Jahrzehnten verwöhnt durch die berühmtesten Kanuten und Ruderer der Welt verwöhnt, erlebte heute sein persönliches Waterloo. Beispiel: Geschwister Sauter- Bergverwöhnt und das aus dem Süden der Republik, wussten nicht, dass ein Ruderboot mit der spitzen Seite nach vorne fährt. Erst nach Zuruf vom Spree-Wasser verwöhnten Lars Klingner: „Dat könnt‘ er also ooch nich!“ (Dieser Zuruf wurde angereichert mit mehreren kräftigen Spritzern und eine typisch berlinerischen „hehe, Wasserscheu wa?“ – Lars hat echt alle nass gemacht) erfolgte ein atemberaubender Stunt. Sabine und Patricia mussten ihre Position auf tollkühne Weise auf dem schwankenden Boot wechseln. Und sie haben es geschafft!

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Auch Raupi, unser zartgliedriger Alleskönner, hatte extrem lange Koordinierschwierigkeiten und fuhr eine gefühlte Ewigkeit im Kreis. Insgesamt gesehen war es eine blamable Vorstellung. Bis auf Lars. Dieser nutzte seine eindeutig vorhandenen Ruderfähigkeiten nicht zur Hilfestellung der anderen hilflos paddelnden Kollegen, sondern nutzte seine Fähigkeiten eher für das Nass-Spritzen seiner paddel- und ruder- ahnungslosen Mannschaftskollegen.

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So, das war‘s aus Kienbaum. Wie sind in Breslau/Oberschlesien angekommen. Haben das Hotel bezogen, haben gegessen, haben dann anschließend mit Oliver und seiner Recurve-Mannschaft zusammen eine Teamsitzung abgehalten. Es gibt einen neuen Rekord! Es nehmen an diesem WorldCup eine Rekordzahl von 15 von 16 Kaderschützen teil!

Hoffnungsvoller Weise schauen wir voraus und sind zuversichtlich unser Land beim Schießen besser zu vertreten, als rudender Weise auf dem See.

Das war zunächst einmal… demnächst mehr von eurem kompletten TEAM Compound.

Trainingsplan Kinebaum 2013

Trainingsplan Kienbaum 2013 (als PDF)

 

2 Gedanken zu „Unser Trainingslager in Kienbaum

  1. Hallo liebes Compound-Team!
    Eine tolle Idee von Euch, solche Berichte online zu stellen und uns daran teilhaben zu lassen. Vielen Dank dafür! Der Bericht ist interessant zu lesen und dazu auch noch witzig geschrieben, das macht Spaß (so wie bereits die Tagebücher aus Cali).

    Dass der Trainingsplan dabei ist, halte ich grds. auch für eine super Idee, leider konnte ich ihn nicht öffnen, da ich eine ältere Word-Version verwende. Vielleicht wäre es hier möglich, eine ältere Datei-Versionierung oder ein „neutrales“ Format (pdf.) zu benutzen?
    Ansonsten freue ich mich bereits auf zukünftige Berichte!
    Viele Grüße, Nicole

  2. Hallo Robert und das ganze Compound-Team,
    ich bin total begeistert über diese Initiative !!!! Es ist eine Super-Idee, unseren Sport (und Bogen) auch für uns Hobbyschützen durch den Transfer von Eurem Wissen und den Erfahrungen viel transparenter zu gestalten.
    Vielen Dank nochmals, viele Grüße nach Breslau und ‚Alle in’s Gold‘

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