Interview mit Marcus Laube
Was hast du heute für dich aus deinen Finals gelernt?
Mir haben die Finals heute deutlich gezeigt, dass, wenn man entschlossen und konsequent arbeitet, eine Nervosität, wie sie normal vorhanden ist, keine negative Auswirkung auf mein Schießen hat. Ich habe mir heute Morgen vorgenommen, konsequent zu schießen, keinen Schuss einfach so zu schießen!
Das Wort Konsequenz hört man oft. Was heißt das für dich konkret?
Für mich bedeutet es mutig zu sein, selbstbewusst. Es heißt, einen Pfeil den ich auflege und zum Schießen hoch nehme, erst hoch zu nehmen, wenn ich mir sicher bin, dass ich ihn optimal schießen kann und werde. Keinen Zweifel aufkommen zu lassen, während des Schießens. Nicht zu zögern. Dem Ablauf und dem Schießstil zu vertrauen.
Mal angenommen, man braucht Mut um einer inneren Stimme zu widerstehen. Was könnte die Stimme zu dir sagen?
- Noch ein bisschen in die Mitte, noch ein bisschen , noch ein bisschen… nein zu hoch…
- Der ist viel besser als du
- Der hat in der Vorrunde 707 gehabt.
- Der ist Platz 2, ich nur 39
Was ich natürlich versuche ist, dieses Negative immer auszublenden und positive Gedanken zu haben.
Das kannst du wirklich?
Ich versuche es zumindest. Es gelingt mir nicht immer. Zum Beispiel sage ich mir: “Du zielst schön ruhig.“ Im Normalfall wackle ich tief im Gold. Dann sage ich mir: „noch ein bisschen höher, noch ein bisschen höher“. Die eigentliche Zielbewegung ist aber viel hektischer, als meine Gedanken es formulieren. Ich versuche mich quasi selbst innerlich ruhig zu stellen.
Zum Beispiel, sage ich mir auch: die Spannung fühlt sich gut an. Schöner Druck in der Bogenhand.
Ich formuliere positive Dinge, um die Negativen nicht in meinen Fokus zu lassen. Wenn du daran denkst eine acht zu schießen, dann tust du es auch.
Nach deinem erfolgreichen Abschneiden, Platz 6 unter den erfolgreichsten Bogenschützen der Welt, woran wirst du bis zur WM arbeiten?
Ich werde meine allgemeine Kondition erhöhen um einfach fitter zu sein. Ich werde meine Trainingsintensität steigern.
Und da ich in Antalya relativ viel Wind erwarte, werde ich in meinen Training 20+ einbauen, weil ich der Meinung bin, dass es ein gutes Krafttraining ist und meine Kondition erhöht (Anm. der Redaktion: 20 Sekunden halten, dann schießen)
Marcus, wenn man sieht mit welcher äußeren Gelassenheit du eine 10 nach der anderen in engen Gruppen schießt, stellt sich die Frage: Steht dein Visier eigentlich in der Mitte still?
Nein, natürlich nicht. Das kann meiner Meinung nach niemand. Alle wackeln. Mein Visierpunkt steht im Normalfall auf halb 6 im Übergang neun zu zehn(also: tief und leicht rechts).
Deswegen sind bei mir Schüsse, die hoch in der 10 sind, immer Schüsse, wo beim Auslösen mein Visier Pin wirklich auf der Mitte stand. So schieße ich einen Pfeil in den hohen Rand der 10.
Dazu kommt, dass ich Moment meine Wasserwaage nicht unter Kontrolle habe. Mein Bogen kippt im Moment nach links. Dann gehe ich von rechts ins Gold. Und je nachdem wie gerade oder nicht gerade die Wasserwaage in dem Schuss ist, versuche ich mein Zielpunkt mittiger oder halt tendenziell weiter rechts abkommen zu lassen. Mit anderen Worten: ich halte vor, weil ich weiß, dass aufgrund der falschen Wasserwaage der Pfeil weiter nach links fliegt, und da das nicht immer so ist, stelle ich nicht am Visier, sondern reagiere von Schuss zu Schuss und halte halt vor oder eben nicht.
Du zielst also situativ?
Ja. Eine hilfreiche Trainingsmethode hierfür ist das Sektoren schießen. (Anm. Redaktion: Sektorübung aus Trainingslager Kienbaum).
Lieber Marcus, was kannst du suchenden Bogenschützinnen und Bogenschützen noch als Ratschlag mit auf den Weg geben?
Gehe nicht ballern. Gehe trainieren. Trainiere hart. Stecke dir Ziele. Und sei ehrlich zu dir selbst.
Vielen Dank, lieber Marcus. Wir freuen uns, dass du schon soweit bist, etwas mühevoll Erworbenes zu verschenken. Respekt!