Ein Beitrag von Velia Schall – Deutsche Meisterin Bogen Halle DSB 2014
Ja nun hier stehe ich. Sogar mit einer Goldmedaille von der DM FITA Halle in Winsen (Luhe). Ja Gold, hmmmm ja. Also ganz nett ist das ja schon!! 🙂
Aber was bleibt nach dieser Medaille? Also ich meine, abgesehen von dem goldenen Ding, was da am Strick baumelt und dem vielen Papier, was man in die Hand gedrückt bekommt!
Der Tag als solcher hat gar nicht wie ein Goldmedaillentag angefangen. Aufgewacht bin ich nämlich mit höllischen Kopfschmerzen. Aber das ist ja nichts was einen Schützen davon abhält das zu tun, was er am liebsten tut. Schießen! Ok geschossen habe ich. Aber gerade zu Beginn nicht sehr schön und von dem Ergebnis wollen wir besser gar nicht reden. Deshalb startete ich Mitte des ersten Durchgangs den Versuch mich auf das zu besinnen, was ich gelernt habe. Hah und siehe da, es funktionierte! Meistens jedenfalls……! Die Vorrunde war ein Kampf mit mir selber, aber ich konnte größtenteils mein Unterbewusstsein dazu überreden, jetzt doch noch nicht schlapp zu machen.
Soweit so gut! Aber jetzt standen die Finals an. Na ja mal schauen was kommt. Und es kam! Und zwar gleich ziemlich dicke! Als erste Gegnerin sollte ich direkt auf unsere Nationalkader Co-Trainerin Cicek treffen. Au backe! Das Letzte, was man möchte in einer solchen Situation, ist ein Gegner den man mag! Die einen unterstützt und einem sonst zur Seite steht. Mein Unterbewusstsein hatte längst Pfeil und Bogen beiseitegelegt und war auf dem Weg raus aus der Halle, um sich bei dem schönen Wetter zu Sonnen. Na suuuppppiiii! In mühsamen Verhandlungen gelang es mir und meinem Unterbewusstsein zu einer Einigung zu gelangen. Nach fünf harten und sehr nervenaufreibenden Passen hatte ich es irgendwie geschafft dieses Match für mich zu entscheiden.
Das Positive daran?
Nervlich war ich für alle weiteren Matches abgehärtet. Und am Ende stand ich da und hatte alle meine Matches gewonnen. Grandios und ungeheuer befreiend – dieses Gefühl!
Aber nicht nur mein gesteigertes Kraft- und Schießtraining haben mich zu diesem kleinen Erfolg geführt. Ohne meinen Heimtrainer wäre ich aus technischer und psychologischer Sicht nicht im Kader gelandet. Er und später auch die Kadertrainer Robert und Cicek haben an mich und meine Leistungen geglaubt und die Hoffnung niemals aufgegeben, dass mir so etwas gelingen kann. Ist man dann im Kader, führt allein dieser Status schon zu einer Festigung des Selbstbewusstseins. Weiter wird man von den Trainern nicht nur in schießtechnischer Hinsicht, sondern auch in mentaler Hinsicht weiter aufgebaut. Es ist zusätzlich jemand da, der einem ein Stück mehr Gewissheit gibt, gut zu sein, richtig zu sein und etwas schaffen zu können. Nicht, dass das andere nicht auch tun würden, aber es macht doch einen Unterschied, wenn das zunächst einmal ein Heimtrainer und später der Kadertrainer sagt. Und nicht zuletzt der Kampfgeist mit dem unsere Trainer versuchen etwas für uns zu bewirken macht den Kader zu einem absolut erstrebenswerten Ziel für jeden ambitionierten Schützen!
Also was bleibt für mich nach dieser DM Halle in Winsen?
Es bleibt ganz besonders für mich ein großes Stück innere Stärke und Ruhe. Denn ich kann mich auch unter hohem Druck selbst beweisen. Etwas, dass sich sicherlich auch in beruflicher Hinsicht und in anderen Lebenssituationen als hilfreich erweisen wird. Es bleibt ein weites bisschen mehr Gewissheit, dass ich gut bin und besser werden kann. Im Grunde bin ich ein bisschen mehr Ich geworden bzw. habe zu mir gefunden. Es bleibt der Gedanke, dass mein Weg gar nicht so falsch ist. Und nicht zuletzt bleibt neben dem sportlichen und persönlichen Erfolg ein unglaublich schönes Wochenende unter Freunden! Dafür herzlichen Dank!