Offener Brief von Tina und Roman aus Südafrika

Hallo ihr Lieben aus dem sonnigen Südafrika!

Roman und ich sind nun seit  zwei Wochen bei Shaun Anderson und seiner liebenswerten Familie in Pretoria untergebracht. In der Zeit haben wir viel erlebt,  Sightseeing rund in und um Pretoria, die Universität, das Vortrekker Monument, die Airbase und das Parlamentsgebäude. Dann wurden uns auch schon hautnah zahlreiche Tierarten vorgestellt – von Löwen streicheln bis Giraffen schmusen und mit Haien tauchen – wir haben alles mit uns machen lassen 🙂

Und auch Bogenschiessen!

Bild11

Bild8

Zwei Tage nach unserer Ankunft fand direkt das erste Turnier statt. ABO 3D Turnier. Mitten im Nirgendwo (was bei der Größe Südafrikas nicht verwunderlich ist..) treffen sich 160 Teilnehmer zu einem Turnier mit 20 Zielen. 10 3D Tiere, 10 Tierbildauflagen. Maximaldistanz für Compound aided FU als auch BU betrug 54m / 60 yards. Erstaunlich – Das erste 3D Turnier meines Lebens in dem die Compoundklassen die Recurve, Longbow und anderen Jagdbogenklassen Teilnehmermäßig bei weitem übertroffen haben!

Bei Temperaturen über 35 Grad ging es nun nach einer netten Begrüßung und einem kleinen Gebet mit dem örtlichen Pfarrer in den Busch. Kleine Pfade durch wunderschönes Steppengras und zwischendrin die für Afrika bekannten Dornensträucher und –Bäume. Dornen lang wie meine Finger und sehr robust, so dass nicht mal eine dicke Schuhsohle vor ihnen sicher ist. Dennoch sind diese Bäumchen bei diesen Temperaturen sehr willkommene Schattenspender.

Wir wandelten nun in 10er Gruppen von Tier zu Tier. Anders als bei uns haben die Tierbildauflagen hier das Kill da, wo es auch in Wirklichkeit wäre. Mit europäischen oder amerikanischen Standards wäre man hier ohne Fernglas ziemlich aufgeschmissen. Eine Nation voller Jäger – keine halben Sachen.

Unsere Gruppe war eine reine Compound Gruppe aber von jung bis alt alles dabei. Der älteste Teilnehmer mit 78 Jahren. BEEINDRUCKEND! Auf ca. 5m Entfernung traf er jedes Ziel TROTZ Parkinson, was den ganzen Schussablauf etwas `shaky` wirken lies… 🙂 Stolz wie ein kleiner Junge beendete er die Runde. Sechs Stunden und 10 Liter Wasser später gingen wir ziemlich platt zurück zum Sammelplatz. Als wir dort ankamen hatten schon einige ihren Grill zu einem netten `Braai` mit einer kühlen Halben aufgebaut – Wobei grillen mit Feuer und Kohle in einer staubtrockenen Steppe etwas beunruhigend auf mich wirkt (selbst ich hab mir so ziemlich das Rauchen aus Furcht-vor-Buschbrand verkniffen) aber das ist Afrika! Ein Tag ohne Braai ist ein verlorener Tag.

Bild5

Das Turnier war eine wunderschöne Abwechslung und schöne Erfahrung aber EXTREM anstrengend – dachte ich damals zumindest… Das letzte Wochenende hat uns jedoch eines Besseren belehrt!

-Trommelwirbel- eine 4×720 Round.

Quasi eine Doppel-FITA-Runde aber NUR auf 50m!

Bild9

Geniale Sache, wenn man gut in Form ist und die südafrikanischen Verhältnisse gewohnt ist. Jahaaa… Meiner einer leider weder noch…

Anreise war schon mal beeindruckend – nachdem es sich nach einem um-die-Ecke-Turnier angehört hat – 5:30 Stunden Fahrt mit einem kleinen Zwischenstop an der Diamantenmine in Kimberly. Ein riesen Loch das mittlerweile mit Wasser gefüllt ist – jedoch nicht ganz so beeindruckend wie die mit Wasser gefüllten, riesigen Schlaglöcher denen unser rasanter Fahrer Shaun  äußerst elegant auswich genauso wie den zahlreichen Perlhühnern die am liebsten auf der Straße sitzen.

Bild4

Nach ersehnter Ankunft und einer erholsamen Nacht ging es auf zum Turnierplatz. Ein weitläufiger Platz auf einer Military Base, daher auch je ein grimmiger Panzer am  Ende der Schießlinie. Ungewohnt, aber ich fand´s ganz nett, ist mal was anderes… Auch das Teilnehmerfeld war mal was Neues für unsere deutschen Standards. Ganze ACHT Recurve Schützen haben sich an die Linie zu den 50 Compoundern getraut. Ich kenne diese Verhältnisse normalerweise anders herum.Bild12Bild3

Die Aufregung war groß! Kameras, Fotographen, Redakteure, Zeitungsmenschen …. Alle waren begeistert von den `Teilnehmern mit der weitesten Anreise` und wir waren begeistert von den Schatten-spendenden-Tarnnetzen. 35 Grad war wahrscheinlich die niedrigste Temperatur des Wochenendes. Antalya war anscheinend auch nicht weit weg, denn die Windböen kamen mir sehr vertraut vor.

Bild6

Die Hitze, der Wind, die brennende Sonne und die hohe Anzahl an Pfeilen… Ist für Teilnehmer – die momentan nicht so gut in Form sind – schon eine große Herausforderung. Ich fing schon nach den ersten 72 Pfeilen des ersten Tages an mir Gedanken um meine Gesundheit zu machen und war mir nicht sicher wie ich die weiteren 72 Pfeile über die Bühne bringe… Und dann nochmal so ein Tag! Fix und fertig fuhren wir gemeinsam am Abend zu unserer Unterkunft und freuten uns auf ein kaltes Bad zum Erfrischen bevor wir zu Ehren des Geburtstagskindes Roman einen schönen Grillabend verbringen wollten. Die Wasserwerke des Ortes hatten aber andere Pläne und drehten uns aus Reparaturgründen das Wasser ab. Weder Regentanz noch beten und hoffen hat etwas gebracht, somit endete der Abend etwas früher als geplant.

Auch am zweiten Tag war keinerlei Wetteränderung in Sicht… Der Wind blies uns um die Ohren, die Sonne verbrannte uns. Gute Weltcup Vorbereitung. Viele Starter hatten nach den dritten 72 Pfeilen keine Lust mehr und traten lieber den langen Heimweg an, deshalb konnten wir den vierten Durchgang etwas verkürzen und ABC statt AB/CD schießen.

Bild2

Es war ein Kampf! Viele Schützen sichtlich am Ende ihrer Kräfte applaudierten übereifrig als der letzte Schuss gefallen war. Pünktlich zum Zusammenpacken der Ausrüstung kam dann auch endlich der Regen, der für etwas Abkühlung sorgte.

Geschafft und müde – jedoch auch stolz auf diese Leistung – fielen wir ins Auto und machten uns auf den Heimweg.

Ich behaupte, dass dies der anstrengendste Wettkampf war, den wir je bestritten haben. Minimale Vorbereitungszeit, hohe Schusszahlen, Hitze und Wind.  Eine großartige Erfahrung, die wir nie vergessen werden und uns harte Bedingungen in Zukunft mental besser ertragen lassen werden.

Soweit erst mal von uns, wir gönnen uns jetzt erst mal eine Auszeit am Meer 🙂

Liebe Grüße aus dem unglaublichen Südafrika!

Tina und Roman

3 Gedanken zu „Offener Brief von Tina und Roman aus Südafrika

  1. Danke, dass ihr uns kurz auf die Reise mitgenommen habt.
    Roman nachträglich alles Gute zu Deinem Geburtstag. Wir sehen uns dann im schönen Oberbayern wieder.

  2. Beeindruckende Erlebnisse, da wäre ich auch gerne dabei gewesen.
    Bei dem Trainings-/Wettkampf-Pensum, das ihr da so früh in der Outdoor-Saison absolviert, seit ihr bestimmt in Top-Form zurück in Deutschland – und ich habe wieder keine Chance gegen Roman in Murnau ;-(
    BTW: Happy Birthday, Roman.

  3. Vielen Dank für den interessanten Bericht. Und Respekt, dass Ihr bei den Bedingungen eine „Quasi-Doppel-FITA“ durchgehalten habt!

Kommentare sind geschlossen.