…mir fehlen dazu immer noch die Worte. Der Bericht kommt erst heute, da ich das dann doch erst mal ein bisschen sacken lassen musste.

Donnerstag:

Die Einzelfinals standen an der Tagesordnung. Bevor sie begannen, haben Michelle und ich uns noch auf dem Trainingsplatz eingeschossen. Super Gefühl beim Schießen! Frau Abel wurde mir als Coach eingeteilt und das hat sie wirklich super gemacht. Nachdem wir uns abgestimmt haben, was wer sagt, waren wir ein super Team an der Schießlinie. Zum Glück. Ich hatte schon bedenken bei den Finals alleine dort zu stehen.

Das 1/16 Finale ging los. Ich habe gegen eine Britin geschossen, die vorher den 31.Platz hatte. Locker war ich dennoch nicht. Denn im Finale ist alles anders! Ich war wirklich sehr aufgeregt und habe meinen Puls überdeutlich gespürt. In der ersten Passe habe ich dann fast meine komplette Nervosität ablegen können, da eine 30er Passe mir doch eine sehr gute Sicherheit gab. Nachdem ich dann weitere grandiose Passen schoss, die wirklich bei Weitem über meinen Erwartungen waren, habe ich sie dann am Ende mehr oder weniger deutlich besiegt. Dazu kommt noch, dass ich einen neuen Europarekord geschossen habe!!! Von 146 ist er nun hoch auf 148 geklettert.

Im 1/8 Finale schoss ich gegen eine Schützin aus Russland. Auch hier bin ich mit meiner persönlichen Leistung sehr zufrieden! Die Nervosität war kaum noch da und somit schoss ich wieder 148. Schon kam das 1/4 Finale gegen Frankreich. Da ich durch die letzten zwei Matches davor sehr viel Vertrauen in mich sammeln konnte, habe ich auch dieses Match erfolgreich für mich entschieden. Zwar nicht mit einer so hohen Ringzahl wie davor, doch es hat ausgereicht und ich bin suuper zufrieden. Für alle Mädchen war ab dann Pause angesagt.

Kurz vor dem 1/2 Finale war ich noch einmal auf dem Trainingsplatz und habe mir ein gutes Gefühl holen wollen. So konnte ich bestärkt zum Finale gehen. Der Gegner: USA. Wahnsinn! Page Pearce, die vor 4 Jahren als Cadettin Weltmeisterin geworden ist, war nun meine Gegnerin. Aufregung wäre schon eine Untertreibung gewesen. Ich hatte wirklich Muffensausen. Obwohl ich die erste Passe für mich entschieden habe, konnte ich noch lange nicht durchatmen. Ich wusste, dass Page eine wirklich starke Schützin ist und daher auch noch leicht aufholen kann. Da ich leider viele Pfeile in die Neun setzte, was eindeutig zu verhindern war, stand es nach dem fünften Passe 114:114. Mein Herz raste und ich zitterte. Nun ging es zur Schießlinie. Nachdem ich eine 10 und eine 9 schoss, hatte sie bereits zwei Zehner. Davon wusste ich nichts, da ich es geschafft habe mich wirklich nur auf meine Auflage zu konzentrieren. Letzter Schuss: Page schoss eine 8 und nun lag es an mir. Ich zog auf, hing leider die ganze Zeit unten fest. Nein, ich wollte als letzten Schuss nicht punschen, also Absetzen und den Schuss noch mal aufbauen. Ich habe so gezittert beim Aufziehen, dass ich dabei Angst hatte, der Pfeil falle von der Auflage. Im Anker habe ich gezittert wie sonst was und dazu kam dann noch der Puls. Sauber hochgegangen und ich stand drin, schön nach hinten gezogen und PAAAAAAAM: eine Zehn. Die anderen haben so gejubelt, dass ich wusste: Ich hab es gewonnen. Überrascht und mit einem fetten Grinsen im Gesicht ging ich von der Schießlinie. Das war wirklich überwältigend!! Mit dem letzten Schuss gewinnen… Meine Nerven! Page gratulierte mir und verabschiedete sich bei mir mit den Worten: „Please do me a favour. Kick her in her ass!“ (deutsch: Bitte tu mir einen Gefallen und mach sie fertig!) Gemeint war damit Sara Lopez, welche die zweite Amerikanerin rausschoss.

Nun heißt es am Samstag Kampf um Gold gegen Sara Lopez! Sie ist eine Topschützin und ich freue mich auf dieses Match!!! Es wird super werden und glücklich bin ich ja jetzt schon.

Danke  an all die Glückwünsche und Daumerdrücker!!! Ohne das hätte ich es vielleicht nicht geschafft. Besten Dank auch für den besten Bruder 😉